Auszüge aus dem Buch Schach in Württemberg von Eberhard Herter. Das Buch ist auch mit freundlicher Genehmigung des Verlags und des Autors zum Download verfügbar.
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Schwäbischer Schachbund
 Zehn Schachclubs und viele Einzelpersonen hatten Zustimmungserklärungen 
gesandt. Den letzten Anstoß zur Gründung eines Landesverbandes haben die 
württembergischen Schachfreunde vom Deutschen Schachbund, der die ge-
samte deutsche Schachwelt umschließt, erhalten; auch der Bayr. Schachbund, 
der an der Sammlung der süddeutschen Schachfreunde ein besonderes Interesse 
nimmt, hat bei der Gründung des Schwäbischen Schachbundes, wenn man so 
sagen will, Gevatter gestanden. Nachdem die Gründung beschlossen war, ging 
die Versammlung dazu über, den Satzungsentwurf durchzuberaten. 
Der Vorstand besteht aus folgenden Herren: Kaufmann Otto Rosenfeld, Stutt-
gart, Vorsitzender, Privatier Heerlein, Stuttgart, stellv. Vorsitzender, Ratschrei-
ber Keller, Stuttgart, Kassenwart, Geometer Stockmayer, Stuttgart, Schriftfüh-
rer, ferner den Herren Prof. Mütze!, S. Löwenthal, A. Kemper, Stuttgart, Otto 
Kraft, Göppingen, Bauamtsmeister Köpf, Gmünd, und Eugen Baur, Ebingen. 
Der Gründung neuer örtlicher Schachvereine soll tätige Unterstützung zu teil 
werden, verschiedene Neugründungen sind bereits vorbereitet. Schachfreunde 
in Orten, wo noch kein Schachverein besteht, werden eingeladen, sich an den 
Bundesvorsitzenden zu wenden. Nach Schluß der Verhandlungen vereinigten 
sich zahlreiche Schachfreunde zu einem gemeinsamen Mittagsmahl. Im Klub-
lokal des Schachclubs Stuttgart wurde der Gründungstag dann gebührend durch 
Spiel beendet.« 
Die ersten Jahrestreffen 
Zwei Jahre danach, am 14.4. 1912, traf man sich in Göppingen (Hotel »Apo- 
stel«) zum » 1 .  Landesturnier des Schwäb. Schachbundes«, an dem außer dem 
rührigen Gastgeber die Vereine Bietigheim, Cannstatt, Ebingen, Schwäbisch 
Gmünd, Schwenningen, Stuttgart, und Ulm teilnahmen [58]. Vom Schwäb. 
Schachbund und dem Göppinger Verein war ein kostbarer Wanderpreis gestiftet 
worden, den Stuttgart vor Göppingen gewann. In der Mitgliederversammlung 
erwähnte Rosenfeld den Wunsch Bayerns nach Abhaltung eines Süddeutschen 
Bundestages,  doch fühlten  sich Württemberg und Baden innerlich noch  nicht  
gekräftigt genug. An den Städtewettkämpfen nehme daher zur Zeit nur Stuttgart 
teil. 
Nach den weiteren Treffen 1 9 1 3 in Stuttgart [59] und 1 9 14 in Gmünd [60) er-
hielt Stuttgart als dreimaliger Sieger endgültig den Wanderpreis. 
Der Bund hatte in diesen ersten Jahren eine kontinuierliche Aufwärtsentwick-
lung zu verzeichnen, die natürlich durch den 1 . Weltkrieg unterbrochen wurde. 
Der Schwäbische Schachbund nach dem 1. Weltkrieg 
Aus der Kriegszeit liegen dem Chronisten keine Informationen über Treffen des 
Bundes vor, mit Ausnahme eines Fotos in der »Stuttgarter Zeitung« aus Anlass 
des 75-jährigen  Jubiläums von Stuttgart  1879  [3].  Das Foto zeigt  eine  Reihe 
bekannter Meister, von denen wir noch hören werden, beim Spiel im »Eber-
hardsbau«, und zwar, wie es heißt, beim » 1 .  Schwäbischen  Schachkongreß im 
Jahre 1918«. 
In der vorliegenden Literatur ist erstmals 1923 in Ulm explizit vom »Schwäbi-
schen Schachkongreß« die Rede, und zwar vom 5. Kongress [65]. Im Zusam-
menhang mit anderen Literaturstellen ab 1920 kann daraus geschlossen werden, 
dass entweder 1919  kein  Kongress stattfand, oder dass der o.g. » 1. Kongress« 
erst 1919 war. 
Es wird von einer »Bundesversammlung« am 29. 12.1920 berichtet [61]; dies 
dürfte wohl der »2. Kongress« gewesen sein. Im Zusammenhang damit fand 
(erstmals?) ein »Landesturnier«, d.h. eine Einzelmeisterschaft, statt, siehe  
unten. 
Bei der Versammlung wurde angeregt, wieder einen Mannschaftspokal auszu-
spielen. Als nächster Kongressort wurde Göppingen bestimmt (»3. Kon-
gress«?). Als Vorstand wurde gewählt: 1. Vors. Kommerzienrat Rosenfeld, 
Rechner Architekt  Schiller, Schriftführer  Rechtsanwalt Dr. Geyer, dazu die 
Schachfreunde Beck  (Schwenningen),  Köpf (Gmünd), und Schnapp (Heil-
bronn). 
Zu Ostern 1922 wurde vom Stuttgarter  Verein wieder zu  einem  Landesturnier  
und Generalversammlung eingeladen [74] (»4. Kongress«?). 
Otto Rosenfeld, der den Schwäbischen Schachbund seit seiner Gründung ge-
führt hatte, kündigte 1923 an, dass er aus Altersgründen nicht mehr kandidieren 
wolle. Die Zahl der angeschlossenen Vereine hatte erfreulich zugenommen, und 
der Schwäbische Schachbund war als Landesverband im DSB offiziell aner- 
kannt worden [69]. So konnte Rosenfeld beim 5. Kongress in Ulm, wo er zum 
Ehrenmitglied ernannt wurde, beruhigt die Bundesführung in jüngere Hände 
legen. Sein Nachfolger Landgerichtsrat Hassler und dessen Mitarbeiter (2. Vors. 
Scheck,  Kassier Schopper,  Schriftführer  Crenz) gehörten sämtlich dem SV 
Stuttgart 1879 an [65]. 
Auch als 1928 (?) Hassler von dem Ludwigsburger Schachfreund Ernst  Kübler  
im Vorsitz abgelöst wurde, stellte der Stuttgarter Verein die Mitarbeiter, z.B. 
beim 1 1 . Kongress 1929 in Stuttgart: 2. Vors. L.Scheck,  Schatzmeister  
0.  Kaufmann, Schriftführer Hans Schmid [70]. So war auch während der Amts-
zeit von E. Kübler die offizielle Bundesadresse »Cafd  Eberhardsbau«,  wie aus 
den verschiedenen Einladungen zu Kongressen hervorgeht. 
Beim 12. Kongress 1 930 in Freudenstadt wurde der Vorstand im Amt bestätigt. 
An Otto Rosenfeld wurde die Würde des Ehrenvorsitzenden des Bundes verlie-
hen [71 ]. 
Bevor wir auf die Zeit nach 1933 eingehen, sei noch kurz auf die erfreulich 
große Zahl von Schachspalten in der Presse jener Zeit hingewiesen, die für eine 
genauere Chronik sicher noch manches Material liefern könnten. Von Mitglie-
dern des SV 1 879 wurden die Spalten im Schwäb. Merkur (Hassler), in der 
Württ. Zeitung (L. Gaab), im Stuttgarter Neuen Tagblatt (K. Schopper), und in 
der Funkillustrierten (L. Scheck) redigiert. Dazu kamen die Stuttgarter Illu-
strierte (Dr. Dyckhoff) und die Süddeutsche Zeitung (Dr. Tarrasch) [72], sowie 
die von Mitgliedern der Arbeiterschachgesellschaft geleiteten Spalten, u.a. in 
der Schwäb. Tagwacht (Kaiser, später wohl Riedel) und im »Kommunist« 
(Windfuhr), wie aus einer älteren Information [73] hervorgeht. Auf Emil Ramin 
werden wir in Kapitel 8 noch zu sprechen kommen. 
Das Dritte Reich brachte sicher auch für den Schwäbischen Schachbund man-
che tiefgreifende Änderung; man braucht nur daran zu denken, wie der Gründer 
wenige Jahre nach der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden sehen musste, dass er 
im Bund wie im Verein nicht mehr erwünscht war! Die Kontinuität in der Arbeit 
des Bundes blieb jedoch insofern gewahrt, als der Vorsitzende Ernst Kübler wie 
auch wichtige Mitarbeiter, etwa Schatzmeister Otto Kaufmann, im Amt blieb. 
Beim 1 8. Kongress 1 936 wird letztmalig Ernst Kübler als Vorsitzender genannt 
[75]. Der neue Vorsitzende Dr. Rahn [76], ein aus dem Schachverein Esslingen 
hervorgegangener Meisterspieler [78], gewann 1939 und 1 940 auch die Württ. 
Meisterschaft. 
Im Zusammenhang mit dem Reichsgartenschauturnier wurde 1939 auch der 
2 1 . Kongress in Stuttgart (Liederhalle) durchgeführt. Dabei wurde Otto Kauf- 
mann, der bis dahin Bundesschatzmeister war, zum Ehrenmitglied des Bundes 
bzw. Verbandes ernannt. (Damals wurden Landesverbände entsprechend den 
Gauen der NSDAP geschaffen. Der neue »Schachverband Württemberg-
Hohenzollern im Großdeutschen Schachbund e.V.« führte allerdings nach wie 
vor seine »Schwäbischen Schachkongresse« durch [49].) 
Im Bericht vom 22. Kongress 1940 lesen wir [46]: »Der seitherige Verbands-
leiter Rudolf Reichel ist im Feld und musste sein Amt niederlegen. Die Vertre-
terversammlung brachte dem Großdeutschen Schachbund einmütig den bisheri-
gen stellvertretenden Verbandsleiter Otto Kaufmann in Vorschlag«. (Reiche! 
wurde also wahrscheinlich 1939 Verbandsleiter.) 
Otto Kaufmann blieb Verbandsleiter bis zum Ende des Krieges 
Mit dem 
(?). 
25. Kongreß 1943  endete  die  Tradition  der Schwäbischen  Schachkongresse. 

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